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Zimmer Series

Zimmer Nr. 1: Disappearance

Zimmer Nr. 1: Disappearance deals with the relationship between the transient nature of the canvasses on display and the temporality of the viewers own being. In this series I used wallpaper patterns as imaginary projection surfaces. By moving through the space, the shadow of the spectator becomes an integral part of the paintings. I amplified this human presence again by blending these wallpaper patterns with traces from another portrait series. A painterly presence which over time will slowly decompose through the solvents used in the painting.

This is very much about a transition in the perception of painting as pure portrayal. The image, which dissociates itself from its environment and wants to be looked at, turns into an object that withdraws itself entirely from its role as an image to leave the spectator as well as the exhibition space in an active role.

Zimmer Nr. 1: Disapperance (2.Fassung),
M+R Fricke Gallery, Berlin 2012

Verschwinden

von Michaela Nolte

Das Tapetendekor ist verblasst. Bilder, die einst auf dieser Wand hingen, sind nur mehr als helle Flecke zu erahnen. Der Schatten einer Stuhllehne hat sich abgelagert, am rechten Rand erkennt man einen schmalen, flüchtig angeschnittenen Durchgang. In die Gegenwart holt die Künstlerin Marie Letkowski ihr großformatiges Diptychon mit einer einzigen, dunkelrot leuchtenden Linie am unteren Bildrand. Gerade so, als seien sie just aus diesem melancholischen Ölbild ausgestiegen, hängen und stehen daneben die Kleinformate.

Ein Kind mit Schultüte – vielleicht, der Schemen eines Gesichts, eine Frau im Ballkleid – möglich. Denn die Porträtierten bleiben unkenntlich, lösen sich auf in diffusem Graubraun, das an ausgeblichene Fotografien erinnert oder an eine A-fresco-Malerei aus vergangenen Zeiten. Marie Letkowski ist Malerin. Doch beim Betreten der Ausstellung „Zimmer Nr. 1 (2. Fassung)“ gerät man ins Zweifeln: So raffiniert die 1984 in Halle/Saale geborene Künstlerin, die bis 2010 u.a. an der Kunsthochschule in Berlin-Weißensee studierte und Meisterschülerin von Antje Majewski war, diese Bilder des Verschwindens komponiert, so subtil verändert sie den white cube der Galerie Fricke (Invalidenstraße 114, bis 3. März). Gleich eingangs wird die Wahrnehmung des Betrachters auf die streng konzeptuelle Anordnung gelenkt. Zwei scheinbare Tafelbilder entpuppen sich als jeweils 15-teilige Installation, in der das Bild zum hintersinnigen Objekt wird. Womit Marie Letkowski das Verdikt der Malerei als „retinaler Kunst“ (Marcel Duchamp) auf das Trefflichste widerlegt. Mit sublimen und spannenden Interventionen von großer Intensität.

Aus: Der Tagesspiegel, Berlin 2012 

Zimmer Nr. 1: Disappearance,

Mastul Gallery, Berlin 2011

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